Berlin – Was denken die Deutschen über Schule? Was wird von Lehrern gefordert? Wie stehen Eltern zu Noten, Schreibschrift und Sitzenbleiben?
Thüringens CDU-Fraktionschef Mike Mohring, Chef der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzendenkonferenz (FVK), stellte heute gemeinsam mit der CDU-Fraktionschefin von Rheinland-Pfalz, Julia Klöckner, eine von der FVK in Auftrag gegebene große Schulstudie vor. Überschrieben ist die repräsentative Befragung von 2000 Teilnehmern mit „Wie Deutschland über Schule denkt! Ein Vergleich über die Länder“.
Mike Mohring heute in Berlin: „Die CDU braucht ein neues Selbstbewusstsein in der Bildungspolitik. Es wird höchste Zeit! Die CDU hat in Koalitionen immer wieder die Kultusministerien abgegeben. Derzeit stellen CDU und CSU drei Kultusminister. Ich möchte, dass aus dieser Skatrunde der Kultusministerkonferenz wieder eine Mannschaft wird!“
Julia Klöckner ergänzt: „Kontinuität und Verlässlichkeit sind in der Bildungspolitik gefragt, nicht immer neue Experimente. Eigentlich geht es um das, was die Union schon immer verfolgt hat: Qualitäts- statt Strukturdebatten müssen im Mittelpunkt stehen. Und das heißt: Erst einmal volle Unterrichtsgarantie gewährleisten bevor Neues aus dem Boden gestampft wird. So sieht es auch beim Thema Inklusion aus, die Befragten wollen keine Inklusion mit der Brechstange, sondern auch weiterhin Wahlfreiheit, den Bestand der Förderschulen. Wir müssen vom Kind, nicht von der Quote her denken.“
Es gibt, so sind sich Mohring und Klöckner einig, ein krasses Missverhältnis in der öffentlichen Wahrnehmung: „Über Jahrzehnte haben CDU-geführte Länder die besten Ergebnisse in der Bildungspolitik. Aber wir verzichten zu oft auf das Bildungsressort nach einer Regierungsbildung in den Ländern.“ Deshalb fordert Mohring energisch, dass die CDU künftig wieder mehr Verantwortung für die Schulpolitik in den Ländern übernimmt und mit eigenen Kultusministern Schulpolitik gestaltet.
Seit 2007 gab es keine repräsentative Umfrage zum Thema Schulpolitik. Deshalb hat Mohring als Vorsitzender der FVK diese umfassende Studie in Auftrag gegeben, um zu erfahren, wie die deutsche Bevölkerung über Schule denkt und welche Grundüberzeugungen sie hat.
Die vollständige Schulstudie finden Sie im Anhang. Die wichtigsten Ergebnisse:
Zwei Drittel aller Deutschen wollen Investitionen in Bildung. Mehr als die Hälfte aller Befragten würden dafür auf Steuersenkungen oder Schuldenabbau verzichten.
Es gibt keine nennenswerten Unterschiede zwischen Ost und West. Die Deutschen ticken in Bildungsfragen gleich.
Fast 80 % der Deutschen sehen große Unterschiede in der Schulbildung zwischen den Ländern. Sie stehen dem Föderalismus durchaus aufgeschlossen gegenüber (besonders die Jüngeren), wünschen sich aber mehr Einheitlichkeit.
Die Studie bestätigt ein hohes Vertrauen in eine Schulpolitik, die von christdemokratischen Grundüberzeugungen getragen wird. Die beste Schulbildung gibt es nach Meinung der Befragten in unionsgeführten Ländern wie Bayern und Sachsen. Beide dienen den Menschen als Maßstab für gute Schule.
Mehr als 90 % sind für den Erhalt des deutschen Gymnasiums. Befragte mit Haupt- oder Volksschulabschluss sprechen sich am deutlichsten dafür aus.
Das größte Problem sehen die Menschen im Unterrichtsausfall an deutschen Schulen. Für die Union ist Unterrichtsgarantie ein wichtiges Thema für die Zukunft.
Die Deutschen stehen zu Kopfnoten (82%), zum Lernen von Schreibschrift in der Grundschule (81%) und der dualen Ausbildung (79%) Sie stehen zum Leistungsprinzip an den Schulen (73%), zum Wiederholen von Klassenstufen (76% für das Sitzenbleiben) und zur Erteilung von Noten für Leistungen (81%)
Eine deutliche Mehrheit will Ganztagsschulen mit freiwilligen Angeboten am Nachmittag (62%). Nur 20% wollen eine verpflichtende Ganztagsschule.
Die deutliche Mehrheit der Befragten (82 %) hält für die unterschiedlichen Schularten auch unterschiedlich ausgebildete Lehrer für notwendig. Der Ruf nach dem Einheitslehrer wird von den Befragten nicht geteilt.
41 Prozent der Befragungsteilnehmer wissen, was Inklusion bedeutet. Genauso viele können das nicht von sich behaupten. Die große Mehrheit der Befragten (89 %) erachtet die Förderschulen als wichtigen Bestandteil eines ganzheitlichen Bildungssystems. Lediglich 6 Prozent wollen Förderschulen abschaffen.
Mehr als die Hälfte der Befragten sind mit der Ausstattung der Schulen in ihrer Region eher (45 %) oder sogar sehr zufrieden (13 %).
Drei Viertel der Befragten wünschen sich in ihrer Region mehr Investitionen in außerschulische Bildungsangebote. In den neuen und in den alten Ländern ist dieser Wunsch gleichermaßen verbreitet.
Die FVK wird das Thema Schulpolitik in den kommenden Monaten intensiv diskutieren und weitere Ergebnisse der Studie in Beschlüsse und Richtungsentscheidungen einfließen lassen.